Schindel Liederfür mittlere Stimme und Orchester nach Gedichten von Robert Schindel © Noise Production Wien 1999/32A
Eine Frau beklagt ihr Leid. Das Leid einer Trennung die noch lange nicht verkraftet ist. Enttäuschung, Resignation und Verlassenheit machen sich breit. Sie redet mit sich selbst, mit einer Freundin, sie schreit es in die Welt hinaus. Sie benutzt seine Worte - mit denen er so oft beteuert hatte, offen und ehrlich mit ihr umgegangen zu sein- und erhebt sich damit über ihren eigenen Schmerz indem sie all seine eigenen Unzulänglichkeiten reflektiert. In ihren Gedanken lässt sie ihn jetzt verstummen, zwar mit seinen Worten aber ohne die dahinter stehende Macht, der sie bislang ausgeliefert war. Die ganze Welt kann ihr nun zuhören. Die letzte Zuflucht, sagte er immer, sucht er in der Sehnsucht nach dem Paradies, denn „sie ist dass Nüchterne noch im ganzen Wahne.“ Ein versöhnlicher Gedanke am Ende eines gemeinsamen Weges. Bei der Auswahl der Gedichte von Robert Schindel für den vorliegenden Liederzyklus hat mich besonders die emotionale Bildsprache des Dichters beeindruckt. Verstärkt werden diese Attribute noch durch die Art des Vortrags: Worte eines Mannes wiedergegeben mit der Stimme und den Emotionen einer Frau. Das Spiel der Geschlechter, die es nicht vermochten zu verschmelzen die aber ohne einander auch nicht sein können. Strukturell sind die drei Lieder so angelegt, dass sich in der Mitte des zweiten Liedes – zugleich in der Mitte des gesamten Zyklus – die Achse zwischen dem emotional bewegten und dem ruhigen Teil befindet. Die Vision von der Charakterisierung der verschiedenen Klangspektren der Instrumente und der menschlichen Stimme, wobei die Entfaltung einer neuen Klanglichkeit durch Kombinationen von individuellen Farben, aber auch rhythmischen Mustern im Vordergrund steht, ist mein künstlerisches Credo und die vorliegenden Texte bieten dafür besonderen Anreiz. Ich versuche, jede nur mögliche Farbe zu ergründen, um den Texten größtmöglichen Ausdruck zu verleihen. Zugleich soll meine Musik aber bei aller Fülle von kontrastierenden Materialien und Ideen stets von einem großen Bogen getragen werden. Ob im Pianissimo oder im fulminanten Ausbruch, stets liegt mir die Zusammenführung der Farben und der Form zu einer Einheit am Herzen. Hauptsächlichstes Ziel ist es dabei, den Zuhörer auf dieser Klangreise emotional zu treffen und in seinem unbewussten Innersten aufzurütteln.
Dirk D’Ase, 2003 __________________________________________________________________ LiebliedSchlaf ein jetzt, ich mag dich viel zu sehr Als daß ich auch reingeh ins Schlafland Und bin doch leer. Wend deinen schläfrigen Blick ab von mir Mit dem du mich nicht gescheit machst Aber behältst Wach auf, da ich hoffentlich schlafe Enteise mich aufmerksamen Blicks Wach auf ich trenne mich von dir Und mag dich viel zu sehr Auch ich bin wach und wieder schmerzenleer Kam doch aus viel zu nahen Fernen her
Was lässt mich dürfenWer schwingt hier den Rhythmus Wer klopft auf den Busch Wer stößt mich aus dem Leben Wer weist mir die Kriechspur zu? Was lässt mich Dürfen in dünner Zeit?
SehnsuchtDie Sehnsucht nach dem Paradies Ist unveränderlich wie der Name Doch fragst du mich genauer, sag ich dies: Sie ist das Nüchterne noch im ganzen Wahne. ___________________________________________________________OrchesterbesetzungAltflöte (auch Flöte), 2 Oboen, Baßklarinette in B, Fagott, 2 Hörner Harfe, mittlere Stimme, 1.Violine, 2.Violine, Alto, Violoncello, Kontrabaß
Dauer: 12’50 |
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